Die Entscheidung für ein Cochlea Implantat war für viele Patienten bisher oft mit Unsicherheiten verbunden, da viele Faktoren den Hörerfolg beeinflussen. Ein neues, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Forschungsprojekt will die Vorhersage des Hörerfolgs nach der Implantation verbessern. Darüber berichtete Privat-Dozent Prof. Dr. Benedikt Höing von der Universität Essen auf dem Euha-Kongress.
Das Projekt: Ein multidisziplinärer Ansatz zur Verbesserung der CI-Ergebnisse
Im September 2024 startete das mit knapp 500.000 Euro geförderte Projekt, das über drei Jahre laufen wird. Die Hälfte der Förderung geht an die Forscher der Universitätsmedizin Essen.
Die Forscher nutzen moderne Techniken des maschinellen Lernens, um große Datenmengen zu analysieren und Muster zu erkennen, die den Hörerfolg nach der CI-Operation beeinflussen könnten. In fünf klar definierten Arbeitspaketen werden präoperative, intraoperative und postoperative Daten sowie patientenspezifischer Merkmale wie Alter, Gesundheitszustand und Ursache des Hörverlusts.von bereits implantierten Patienten zusammengeführt und analysiert. Dabei handelt es sich sowohl um retrospektive als auch um neue Daten, die im Laufe der Studie erhoben werden.
Das Ziel dieser Arbeitspakete ist es, erklärbare prädiktive Modelle zu entwickeln, die es Ärzten ermöglichen sollen, die bestmögliche Behandlung für jeden einzelnen Patienten objektiv zu bestimmen. Durch die multizentrische Validierung wird sichergestellt, dass die entwickelten Modelle robust und für verschiedene Kliniken anwendbar sind. Die Ergebnisse werden nach Abschluss der Studie öffentlich zugänglich gemacht und veröffentlicht, um die gesamte Branche davon profitieren zu lassen.
Möglich wurde das Projekt auch, weil ein noch relativ neuer OP-Trakt der Universitätsmedizin Essen es ermöglicht, intraoperative Daten in Echtzeit zu erfassen und nahtlos in die Analyse einzubinden. Bisher mussten diese Daten oft nachträglich in isolierten Protokollen festgehalten werden, was die Integration in prädiktive Modelle erschwerte.
Ausblick: Die Zukunft der Cochlea-Implantation
Das von der DFG geförderte Projekt ist eine Kooperation zwischen der Essener Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (Priv.-Doz. Dr. Benedikt Höing) und dem Fachbereich Mathematik und Informatik der Philipps-Universität Marburg (Prof. Dr. Christin Seifert). Beteiligt sind außerdem das Cochlear Implant Centrum Ruhr (CIC Ruhr) unter der medizinischen Leitung von Prof. Dr. Diana Arweiler-Harbeck, die HNO-Kliniken der Universitätskliniken Frankfurt, Köln, Erlangen und Oldenburg sowie das Helios Klinikum Erfurt. Es zeigt eindrucksvoll, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit die Zukunft der Cochlea-Implantation gestalten kann. Durch die Kombination von medizinischer Expertise und modernster Informatik entsteht ein Modell, das das Potenzial hat, den gesamten Prozess der CI-Versorgung zu revolutionieren.